brause*likes: Unsere Vorbilder
Die Welt ist voller toller Menschen, die wir kennen sollten. Manche von ihnen sind noch jung und haben hoffentlich eine große Zukunft vor sich, manche haben schon unendlich viel erlebt und erreicht und werden trotzdem oft vergessen. Manche sind schon tot – und Andere sind sogar nur erfunden. In brause*likes stellen wir euch Vorbilder vor, von denen wir lernen können, die ihr kennen solltet, die einfach toll sind!
Sylvia Rivera & Marsha P. Johnson

Marsha P. Johnson, Joseph Ratanski and Sylvia Rivera in 1973, gemalt von Gary LeGault CC-BY-SA 4.0
Auch in Deutschland werden in vielen Städten seit vielen Jahren CSD und Pride-Paraden für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und anderen queeren Menschen gefeiert. Der Christopher Street Day bezieht sich auf die Stonewall Unruhen in der Christopher Street in New York im Jahr 1969, als LGBT sich gegen Polizeiwillkühr wehrten und einen Grundstein für die Bewegung zu mehr Gleichberechtigung legten. (Oder warfen…) Viele Leute denken, dass der Aufstand von weißen, schwulen Männern ausgelöst wurde – das ist falsch. In Wirklichkeit wurden die Unruhen u.a. von trans Personen of Colour angeführt. Marsha und Sylvia nannten sich in frühen Jahren selber Drag Queens, Sylvia sagte in den letzten Jahren Ihres Lebens, dass Sie von Labels genervt und einfach nur Sylvia sei. Manches deutet aber darauf hin, dass sie sich heute als trans Frauen identifizieren würden. Die beiden Aktivist*innen gründeten nicht nur die beiden großen Organisationen G(L)AA und GLF mit, sondern auch STAR, eine Gruppe zur Unterstützung von obdachlosen Drag Queens und trans Frauen. Später war Marsha eine der führenden Stimmen des AIDS-Aktivismus.
Sylvia Rivera und Marsha P. Johnson sind leuchtende Beispiele, warum Intersektionalität wichtig ist, denn beide wurden oft unvollständig wahrgenommen – entweder als LGBT-Aktivistinnen ODER als WoC ODER als arme Frauen* – und viel zu oft werden sie bis heute einfach übersehen. (Sarah)
Rita Moreno
Rita Moreno kennt ihr vielleicht als Lydia, die Abuelita in One Day at a Time. Eine wunderbare Rolle als kubanische

Rita Moreno 1963, Bild: Jac. de Nijs / Anefo
CC-BY-SA 3.0
Großmutter einer Familie voller starker Frauenfiguren – dass sie von einer 86-Jährigen gespielt wird, ist auch heute noch etwas Besonderes. Ältere Schaupielerinnen verschwinden oft unbemerkt in der Versenkung, nicht so Rita Moreno.
Ihren großen Durchbruch hatte die Puerto Ricanerin schon 1961 als Anita in der megaerfolgreichen Musicalverfilmung “West Side Story” – für die sie auch einen Oscar gewann.

Rita Moreno 2016 Bild: Mitchell Weinstock CC BY-ND 2.0
Aber sie ist nicht nur schon sehr lange im Geschäft – sie ist ein absolutes Allround-Talent und war im Laufe ihres Lebens auf jedem ihrer Fachgebiete nicht nur ganz gut, sondern überragend: Sie ist eine von nur 12 Menschen, die jemals einen Emmy, Grammy, Oscar UND Tony Award gewonnen haben – für herausragende Leistungen in Film, Musik, Fernsehen und Musical. (Sarah)
Lisa Simpson
Ja, auch Fantasiefiguren haben hier ihren Platz. Lisa Simpson ist mit 8 Jahren das mittlere Kind der vermutlich berühmtesten Zeichentrickfamilie aller Zeiten. Auch wenn die ganze Welt sie auslacht, versucht Lisa Simpson die Welt zu retten, engagiert sich für Geschlechtergleichheit, Tier- und Menschenrechte und ist unglaublich mitfühlend. Damit hat sie viele Teenies sehr inspiriert. (Melanie)
Maya Penn
Auch diese tolle Person, die wir euch hier schon mal vorgestellt haben, setzt sich für die Umwelt ein. Sie hat dafür eine eigene Firma gegründet, zeichnet Comics und entwirft eine Modelinie. (Melanie)

Esther Bejarano bei einer Kundgebung in Berlin-Köpenick gegen die rechtsextreme NPD
Bild: Oliver Wolters ( CC BY-SA 3.0 DE )
Esther Bejarano
Esther Bejarano ist eine deutsch-jüdische Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz, wo sie Teil des Mädchenorchesters war. Sie meldete sich freiwillig als Akkordeonspielerin, obwohl sie das Instrument noch nie gespielt hatte. Das Mädchenorchester in Auschwitz bestand aus weiblichen Häftlingen und bewahrte die Frauen vor der Ermordung in den Gaskammern und dem Tod durch Zwangsarbeit. Die Musikerinnen spielten Privatkonzerte für Aufseher*innen und andere Nationalsozialist*innen, sie spielten als Orchester am Tor zum Ein- und Ausmarsch der Zwangsarbeiterinnen-Kolonnen und Sonntagskonzerte für SS-Mannschaften. Das ist wirklich kein leichtes Thema, aber als eine der letzten überlebenden Jüdinnen des Nationalsozialismus weist sie auch heute, mit 93 Jahren noch kompromisslos auf gefährliche politische Strömungen und Entscheidungen hin. Bei der Musik ist sie geblieben, gemeinsam mit ihren Kindern singt sie Lieder aus dem jüdischen Ghetto und antifaschistische Widerstandslieder. Ihre Worte und ihre Musik, aber auch ihre Entschiedenheit haben mich tief beeindruckt und sehr stark geprägt. (Daniela)
Kate Messner

Bild: Netflix
In der Serie Everything Sucks! spielt Peyton Kennedy die Rolle der Kate Messner, einer Schülerin der Boring High School in Oregon. Die Serie spielt im Jahr 1996 und thematisiert damit ein Jahrzehnt, das zur Zeit viel in anderen Serien, Büchern, durch Musiker*nnen und auch in der Mode aufgegriffen wird. Mich hat Kate total beeindruckt, mein Leben ist und war zwar niemals wie ihres, aber wie sie mit ihrer Suche nach sich selbst umgeht, hat mich trotzdem ziemlich an mich selbst erinnert. Zwar wächst sie in einen Freundeskreis hinein, aber trotzdem bleibt ein Teil von ihr immer unsicher, ob sie das eigentlich will und, vor allem: mit wem sie Freundschafts- und Liebesbeziehungen eingehen will und wie diese eigentlich aussehen sollen. Das Schöne ist, dass die Charaktere alle Fehler machen dürfen und alle sich im Laufe der Staffel entwickeln. Hätte ich diese Serie in dem Alter geschaut, in dem Kate ist, wäre ich erleichtert gewesen zu sehen, dass diese Suche nach sich selbst, nach Halt und nach Freundschaft und Liebe nicht nur anstrengend ist, sondern auch Spaß machen kann. Leider hat Netflix bekannt gegeben, dass es keine zweite Staffel von Everything Sucks! geben wird, von Seiten der Fans gibt es deswegen auch Protest. (Daniela)
Alok
Aloks Pronomen sind they/ them, denn Alok ist nicht-genderkonform. Alok setzt sich nicht nur radikal für die Rechte von nicht-weißen trans* und non-binary Menschen ein und schreibt Gedichte und Texte, macht Performance Kunst, ist wirklich lustig dabei, aber knallhart kritisch und politisch, sondern hat auch einen großartigen Modestil! Alok ist eine ganz wunderbare, liebevolle Person, wird aber leider regelmäßig von Hatern und Trollen bedroht. Auch das macht Alok öffentlich, ebenso wie die Kämpfe dagegen. Wenn ihr bei Aloks instagram vorbeischaut, lasst doch einfach mal ein paar Herzen da. <3 (Kristin)
Audre Lorde

Audre Lorde by Elsa Dorfman – en:User:Elsad – http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Audre_lord.jpg, CC BY 2.5, Link
Audre Lorde bezeichnete sich selbst als Afroamerikanerin, Feministin, Lesbe, Kriegerin, Schwarze Aktivistin, Dichterin, Mutter, Krebsüberlebende. Durch ihre Gastprofessur in Berlin in den 1980er und frühen 1990er Jahren hat sie auch die Schwarze Deutsche Community stark geprägt und z.B. mitgeholfen mit anderen Schwarzen Frauen* eine stärkende Gemeinschaft aufzubauen, woraus später dann die ADEFRA wurde. Audre Lorde hat viele tolle Texte und Gedichte geschrieben in denen sie sich für die Rechte Schwarzer queerer Menschen einsetzt, viele davon sind auch auf deutsch erschienen, so z.B. auch ihre Mythobiografie Zami. Eine neue Schreibweise meines Namens. Ihre Zitate werden momentan sehr oft und gern auch ohne Quellenangabe und aus dem Zusammenhang gerissen in allen sozialen Netzwerken geteilt und die Person und Kämpfe, die dahinter stehen somit unsichtbar gemacht. Das ist sehr schade, denn Audre Lorde hat wirklich wichtige Dinge gesagt, von denen es sich lohnt, sie genauer zu lesen. (Kristin)