Alles ganz normal – Love, Simon
Wir haben gelacht, mitgefiebert, “och neeee” und “awwwww” gerufen. Love, Simon ist ein klassisches Popcornkino, eine romantische Komödie mit etwas Drama, die uns auch genau trifft.

Love, Simon
Worum geht es eigentlich?
Simon (Nick Robinson) sagt es immer wieder: er ist ganz normal. Er besucht das letzte Schuljahr der Highschool, hat eine tolle, liebende Familie und großartige Freund*innen (Katherine Langford, Alexandra Shipp, Jorge Lendeborg Jr.). Alles ist perfekt – nur, dass niemand weiß, dass Simon schwul ist.
Eines Tages schreibt ein anderer Schüler auf dem Gossip-Blog der Schule von seinem Geheimnis. Auch er ist schwul und möchte nicht, dass jemand davon erfährt. Simon schreibt dem geheimnisvollen Blue eine E-Mail – und verliebt sich.
Wie Blue und Simon sich langsam näher kommen und gleichzeitig mit sich ringen, ihr Geheimnis zu teilen, ist liebevoll und spannend erzählt. Aber dieser Konflikt alleine reicht nicht und so entdeckt der ungeliebte Mitschüler Martin (Logan Miller) Simons E-Mails auf einem Schulcomputer und erpresst ihn. Jetzt kann das große Drama beginnen.
Wie weit geht Simon, um sein Geheimnis zu behalten?
Und warum? Wovor hat er Angst?
Vor allem aber: wer ist Blue?

Simon auf der Suche nach Blue
Freundschaft
Simon ist nicht der einzige mit Geheimnissen. Auch seine Freund*innen haben immer wieder Probleme ihre Gefühle und Gedanken zu teilen und offen miteinander zu sein. Wer macht sich schon gerne verletzlich?
Aber das hat Folgen für alle. Als Martin ihn erpresst, versucht Simon sein Bestes, alle unter einen Hut zu bekommen und niemandem zu schaden – und das geht so richtig schief. Auch Martin möchte eigentlich nur ein Mädchen beeindrucken. Weil er das nicht von alleine schafft, versucht er alles, um Gefühle von ihr zu erpressen.
Simon macht Fehler. Er ist unfair zu seinen Freund*innen und spielt mit ihren Gefühlen, um seine eigenen zu schützen. Auch das kommt immer wieder in Liebesfilmen vor – dass sie es hier nicht nur herausfinden, sondern ihm wirklich übelnehmen und Simon damit umgehen muss, ist wichtig und gut.
Die klassische Teenie-Kömodie, extra romantisch
Love, Simon ist eine klassische Teenager Liebeskomödie. Wir haben das High School Setting, wir haben die Gruppe Freund*innen, mit denen man sich ganz wunderbar identifizieren kann, wir haben Drama, Partys, Liebe und Kuppelei.
Alle Erwachsenen sind unglaublich peinlich: Die Mutter(Jennifer Garner), die alles richtig machen will, der eigentlich super-emotionale Vater (Josh Duhamel), der sich selbst mehr als coolen Dad sieht und seine kumpeligen Witze immer ganz trottelig im falschen Moment macht und dann wäre da noch dieser Lehrer (Tony Hale), der es echt gut meint, aber – nein. Ugh, nein. Manchmal wirkt das etwas sehr Schablonenhaft, aber insgesamt ist es genau richtig so. Anfangs hat der Film richtig Tempo, ist die Ausgangslage einmal klar, nimmt er sich viel Zeit für die Gefühle, Ängste und Gedanken der Charaktere.
Aber:
Ärgerlich ist es dagegen, dass ein Film, der ganz selbstverständlich zeigt, wie normal es ist zB.schwul zu sein, nicht auf diskriminierende Witze verzichten kann. Besonders ärgerlich ist es, wenn die häufig von Ethan (Clark Moore), dem bisher einzigen offen schwulen Jungen an der Schule kommen – der außerdem nicht weiß ist. Leider gibt es wiederholt transfeindliche Witze – meist über die vermuteten Genitalien von jemandem, und außerdem als Martin an Halloween ein Kleid trägt. Das ist nicht ok.
Und: wie normal und relatable ist Simon wirklich? Wie viele Jugendliche wachsen in riesigen Häusern und finanzieller Sicherheit auf? Das als ganz normal und gegeben hinzunehmen, macht es manchmal etwas schwieriger, sich mit den Jugendlichen zu identifizieren.
Ganz normal und genau richtig

Das Filmposter
Eigentlich ist Love, Simon ein ganz normaler Liebesfilm, kitschig, spannend und berührend – in dem aber eine Liebesgeschichte Platz findet, die sonst häufig an den Rand gedrängt wird.
Bis auf ein paar kleine, aber wichtige Kritikpunkte ist es wunderbares Feel-Good-Kino – ohne Tote und größere Katastrophen. Denn: Jeder verdient eine große Liebesgeschichte. Und: Simon ist ein ganz normaler Junge. Simon ist genau wie wir. Und manchmal ist es genau das, was die Welt gerade braucht.
Ich habe den Film vor einigen Tagen gesehen und fand ihn genau wegen der angesprochenen Punkte eher schrecklich (der weiße, finanziell abgesicherte Teenie mit Auto, die generell überzeichneten Charaktere, die unglaublich vorhersehbaren Wendungen wie z.B. SPOILER das Straight-Acting von Blue oder dass Martin am Schluss doch noch mal nen Versuch startet, die Situation zu retten, überhaupt dieser ganze Martin; der als “emotional” dargestellte Vater, der mir eher vorkam wie Average Joe mit ein bisschen Fähigkeit, mit seinen Gefühlen umzugehen; dass Ethan gleich mal “superflippig” auf den Rest von LGBT einschlägt, während er sich wehren muss; etc. etc.).
Mir persönlich haben solche Feel-Good-Filme in meiner Teeniezeit eher Leid zugefügt, weil ich den Eindruck hatte, bei Anderen funktioniere das einfach so und die bekommen ein Happy End, und mir (als queere Person, was ich damals noch nicht wusste) stehe keines zu – weil nie die ganze emotionale Arbeit thematisiert wird, die für eine gesunde Beziehung geleistet werden muss.